Unsere Arbeitsgruppen stellen sich vor
Arbeitsgruppe Kommunaldolmetschen
Die AG Kommunaldolmetschen, die eng mit dem Forschungsschwerpunkt Translation, Migration und Minderheiten verzahnt ist, versteht sich als Schnittstelle zwischen Forschung, Lehre und Praxis. Angesichts der sozialpolitischen Sensibilität des Themas ist es ihr ein Anliegen, die öffentliche und wissenschaftliche Debatte zu forcieren und Wissen und Know-How zu bündeln. Im Sinne eines als egalitär und interdisziplinär verstandenen Wissenstransfers kooperiert sie eng mit nationalen wie internationalen und supranationalen Behörden, NGOs und Interessensvertretungen.
Zu ihren Kooperationstätigkeiten zählen Beratung sowie die gemeinsame Entwicklung von Vortragsreihen, Tagungen und Weiterbildungsmaßnahmen. Am Institut sind die Mitglieder der AG auch mit der wissenschaftlichen Leitung und inhaltlichen Koordination der Universitätskurse für Kommunaldolmetschen befasst. Die AG Kommunaldolmetschen ist österreichweit vernetzt und u.a. Mitglied der Plattform Dialogdolmetschen.
Brücken bauen statt Barrieren II + I - Sprach- und Kulturmittlung im sozialen, medizinischen und behördlichen Bereich
II: Vorträge 2015 bis heute
22.03.2023 | Graham H. Turner (Heriot-Watt University) |
This will not be a presentation heavy on theory, but one that has the delivery of change to Deaf community experiences at its heart. After describing my background, my aim is briefly to describe the current state of affairs in Deaf life in the UK, with particular reference to the BSL legislation secured in 2015 (in Scotland) and 2022 (covering England, Wales and Scotland), and the prospects in view for the coming years. I will then identify a number of priority issues in the field of BSL/English interpreting and translation which will, I believe, have a significant impact on the foreseeable future for the signing community in the UK. In this way, I hope also to invite a collective exploration connecting with what is happening in Austria, and about whether there are some developments that we should all be working on to benefit the communities in both of our countries. Graham H. Turner is the British Deaf Association‘s Policy & Research Lead and Professor Emeritus at Heriot-Watt University in Edinburgh, Scotland. | |
15.12.2022 18:00 Uhr | Claudia V. Angelelli (Heriot-Watt University) |
Communicating effectively, understanding and being understood, prioritizing essential information, as well as differentiating between reliable and fake news, require cognitive and social skills learnt through socialization and education. While these skills are not equal across social sectors (Freire 1992:71), they are essential. We all depend on them to access, analyse and categorize information to make informed decisions which are particularly important, when living through the COVID-19 pandemic in an impoverished community. Grounded in Paolo Freire’s philosophy of education and framed by theories from sociolinguistics, access to language and information and family literacy practices (Rogers 2003), we study participants access to information, negotiation of trust, communication and decision-making in relation to COVID-19. Based on the knowledge gained from participatory action research (on site and remotely), we designed a communicative strategy, critical thinking workshops and an educational (serious) game to raise awareness on infodemic. Based on data from participatory observations, interviews, workshops and game sessions, this presentation offers a context to reflect about the relationship between researchers, community leaders and participants in participatory action research as we focuss on the linguistic resources deployed by the team in Portuguese, English and Spanish to work with 3 vulnerable groups (homeless, Favelas [shanty town] dwellers and garbage pickers) in deprived metropolitan areas in Goiânia, capital of the state of Goiás, Brazil. *This interdisciplinary project is funded by United Kingdom Research and Innovation AHRC/GCRF. Professor Claudia V. Angelelli is Chair in Multilingualism and Communication at Heriot-Watt University (Edinburgh campus), UK, Emeritus Professor of Spanish Linguistics at San Diego State University, US and Visiting Professor at Beijing University of Foreign Studies. Her research sits at the intersection of sociolinguistics, applied linguistics and translation and interpreting studies. She holds a Ph.D. from Stanford University, a Master of Arts (and two PG Certificates) from MIIS (Middlebury Institute of International Studies at Monterey) and a Bachelor of Arts from Universidad Católica Argentina. She has led research projects on intercultural communication and healthcare in Argentina, Australia, Brazil, the European Union, Malaysia and the United States. She designed the first empirically-driven language proficiency and interpreter readiness tests for The California Endowment and Hablamos Juntos (We Speak Together, Robert Wood Johnson Foundation). Prof. Angelelli is Past President of the American Translation and Interpreting Studies Association and has served as Director of the American Translators Association for 6 years. She has been world project leader for ISO 13611: Standards on Community Interpreting and she co-authored The California Standards for Health Care Interpreters. Ethical Principles, Protocols, and Guidance on Interpreter Roles and Interventions. She is the sole author of Medical Interpreting and Cross-cultural Communication (2004), Revisiting the Role of the Interpreter (2004) and Medical Interpreting Explained (2019). | |
15.11.2022 18:30 Uhr | Das Menschenrecht auf Verständigung: Podiumsdiskussion zum Dolmetschen bei Gericht und Polizei |
Dolmetschen in Gerichtsverhandlungen und bei polizeilichen Einvernahmen ist ein wesentlicher Bestandteil der Verfahrensrechte und garantiert die ordnungsgemäße Durchführung von Verfahren, in die Personen mit verschiedenen Sprachen involviert sind. Dolmetscher:innen spielen daher eine wichtige Rolle in der täglichen Arbeit von Justiz und Polizei, tragen dabei aber auch besonders große Verantwortung und stehen in ihrer Tätigkeit zahlreichen Herausforderungen gegenüber. In dieser Podiumsdiskussion sprechen wir mit einer Richterin, einem Kriminalbeamten und einer Gerichtsdolmetscherin – also Personen, die aus erster Hand aus der beruflichen Praxis berichten können – über die praktischen Abläufe des Dolmetschens bei Gericht und Polizei, die spezifischen Anforderungen und Herausforderungen des Settings sowie über aktuelle Entwicklungen und Bereiche, in denen noch Verbesserungsbedarf besteht. Dadurch wird allen Interessierten die Gelegenheit geboten, Einblicke in die Tätigkeit des Dolmetschens bei Gericht und Polizei aus justizieller, polizeilicher und translatorischer bzw. translationswissenschaftlicher Perspektive zu bekommen sowie Antworten auf offene Fragen zu erhalten.
Podium: Reinhard Gartner (Landeskriminalamt Steiermark) Renée Kadanik-Pollak (Allgemein beeidete und gerichtlich zertifizierte Dolmetscherin) Barbara Schwarz (Straflandesgericht Graz) Moderation: David Weiss (Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft) | |
12.05.2022 18:00 Uhr | Theda Borde (Alice Salomon Hochschule Berlin) |
Professionelle Sprachmittlung bietet für die Forschung große Chancen, Menschen zu erreichen, die sonst aufgrund von Sprachbarrieren der Wissenschaftler*innen exkludiert werden. Die COVID-19 Pandemie hat Wege der digitalen Kommunikation für die professionelle Sprachmittlung geebnet, die in der Forschung weiter beschritten werden sollten. Im Forschungsprojekt zur Versorgung geflüchteter Frauen rund um Schwangerschaft und Geburt (DFG 11/2019 – 10/2022) haben qualifizierte weibliche Sprach- und Integrationsmittlerinnen (SprInt) sowohl im quantitativen als auch im qualitativen Forschungsstrang einen Teil der Forschungsinterviews mit geflüchteten Frauen in Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen unterstützt. In drei Berliner Geburtskliniken wurden von den insgesamt 3294 standardisierten Interviews mit Frauen, die dort ein Kind geboren haben, 73 professionell via Teledolmetschen (v.a. Vietnamesisch, Arabisch) gedolmetscht. Im qualitativen Studienteil, der sich auf geflüchtete Mütter von Neugeborenen und Fachkräfte konzentrierte, wurden 33 Mütter aus 9 verschiedenen Herkunftsländern, die insgesamt 22 verschiedene Sprachen beherrschten, anhand problemzentrierter Interviews befragt. Sprachmittlerinnen wurden bei 11 Interviews hinzugezogen. Dank der an der Studie beteiligten Sprachmittlerinnen war es möglich, eine vertrauensvolle Atmosphäre für die Interviews zu schaffen. Die Interviewpartnerinnen erzählten gerne von ihren Erfahrungen und es war spürbar, dass sie die Anwesenheit einer qualifizierten Sprachmittlerin als ein Zeichen der Wertschätzung wahrnehmen. Zu diskutieren sind nun die Herausforderungen, Möglichkeiten und Chancen einer größeren Beteiligung von Sprach- und Integrationsmittler*innen in der Forschung. | |
08.04.2022 11:45 Uhr | Melinda Mária Varga (Fachärztin für Psychiatrie, Kinderpsychiatrie und Psychotherapie) |
Kinderpsychiatrie ist u. a. in Afrika und der Karibik ein noch unzureichend ausgebautes medizinisches Feld; es gibt weder ausreichend Kinderpsychiater*innen noch auf Kinderprobleme spezialisierte Fachkräfte. Durch das von der Abteilung für Experimentelle Pädagogik an der Universität Turin organisierte Projekt zur Unterstützung von Kindern mit Lernschwierigkeiten namens Fenix, das sich an Kinder aus Einwandererfamilien richtet, kam Dr. Melinda Varga 2010 in ihrer Funktion als Kinderpsychiaterin zum ersten Mal nach Afrika. Das Projekt Fenix war zuvor bereits in Brasilien und Italien erfolgreich angelaufen. Gemeinsam mit drei italienischen Lehrer*innen reiste Varga als Kinderpsychiaterin nach Ruanda. Seit damals ist Varga immer wieder in Afrika (Ruanda, Burundi, Dschibuti, Elfenbeinküste) und auf Haiti tätig. Ihre Arbeit umfasste vier große Bereiche:
Varga sucht die professionelle Zusammenarbeit mit lokalen Fachleuten, Psychiater*innen, um mehr über die psychische Betreuung und Erziehung von Kindern vor Ort zu erfahren. So entstand eine Kooperation mit der Saint-Ignace-Grundschule in Ruanda, die dann auf die lokale Kinderpsychiatrie, das Straßenkinderzentrum und das SOS-Kinderdorf ausgeweitet wurde. An der Saint-Ignace-Grundschule arbeitet Varga in französischer Sprache; an den anderen Standorten dank Dolmetscher*innen und Übersetzung in der jeweiligen Landes- oder Lokalsprache. In ihrem Vortrag wird sie daher nicht nur über ihre Erfahrungen in den verschiedenen Ländern und ihre Arbeit als Kinderpsychiaterin sprechen, sondern auch über Besonderheiten und interessante Aspekte der Arbeit mit Dolmetscher*innen berichten. | |
17.03.2022 17:00 Uhr | Eloísa Monteoliva-García (Heriot-Watt University, Edinburgh, UK) |
Communicating in multilingual police scenarios: mediated, non-mediated and hybrid forms of interaction Interpreting will be explored in this presentation as one among a range of multilingual strategies used to communicate in police settings. As it is the case in other migration encounters (Maryns, Angermeyer and Van Herreweghe, 2021), different strategies are used by participants when a language barrier exists in the various encounters that are part of policing operations (Gamal, 2014; Mulayim and Lai, 2015). This presentation draws on the outcomes of two studies conducted in Scotland. Firstly, the range of strategies used by community and response officers in Scotland in different encounters requiring linguistic assistance will be discussed, as well as their advantages, their risks, and the factors that guide the choice of one or another strategy. As part of the scenarios and situations documented, interaction with speakers who have some English proficiency and communicate in ‘broken English’ will be explored. Approaches to liaising with users who have multilingual competencies include non-mediated communication in English and hybrid interpreting forms such as stand-by interpreting. Data from a second study on stand-by interpreting in authentic police interviews with suspects will be presented, in particular the contextual and interactional features of this hybrid mode of interpreting, the challenges of the mode, and the need for further research on the role of interpreting in encounters with multilingual participants. References: Gamal, M. Y. (2014). Police interpreting: A view from the Australian context. International Journal of Society, Culture & Language, 2, 77-88. Maryns, K., Angermeyer, P. S., & Van Herreweghe, M. (2021). Introduction : flexible multilingual strategies in asylum and migration encounters. TRANSLATOR. Mulayim, S., Lai, M., Norma, C. (2015). Police Investigative Interviews and Interpreting. Boca Raton: CRC Press | |
09.12.2021 18:00 Uhr | Jemina NAPIER (Heriot-Watt University, Edinburgh, UK) |
Sign language brokering in deaf-hearing families Some children act as ‘language brokers’ between their parents and members as minority language users and majority language users within public institutions (Antonini, et al, 2017). Children interpret for their parents in a wide range of settings, regardless of the availability of professional interpreters, and young people have mixed feelings about their experiences, sometimes feeling empowered and at other times burdened (Orellana, Dorner & Pulido, 2003). These are also the experiences of children with deaf parents, who broker between their signing deaf parents and the hearing majority who use a spoken language, and thus it can be referred to as ‘sign language brokering’. These people are often referred to as Codas (Children of Deaf Adults) (Preston, 1994), People from Deaf Families (PDFs) or heritage signers (Napier, 2021). This presentation will give an overview of a study conducted across two groups. The study involved the use of one-to-one semi-structured interviews with 11 deaf and hearing heritage signers in Australia aged 13 – 55+, and group interviews using visual methods and vignette methodology with 17 young hearing children aged 5-15 years old who have deaf families who use sign language at home, and separately with 11 deaf parents, whereby the heritage signers and parents discussed their experiences and perceptions of sign language brokering. This presentation will give some insight into the findings from each group. Two of the key themes that emerged from the discussions centred around language shaming and brokering as a form of shame resilience, and children’s desire to cooperate and to be helpful, while also perceiving clear boundaries about what was appropriate. The deaf parents noted a tension between allowing their children to help, wanting to ask for help, and wanting their children to just be children. The findings will be discussed in relation to theoretical and practical implications for children and family's communication and the training and recruitment of sign language interpreters. References Antonini, L. Cirillo, L. Rossato & I. Torresi (Eds.). (2017). Non-Professional Interpreting and Translation: State of the art and future of an emerging field of research. Amsterdam: John Benjamins. Napier, J. (in press). Sign language brokering: Intercultural communication in deaf communities. London: Palgrave. Orellana, Marjorie, Dorner, Lisa, & Pulido, Lucila. 2003. "Accessing assets: Immigrant youth’s work as family translators or “para-phrasers”. Social Problems 50: 505-524. Napier, J. (2021). Sign language brokering in deaf-hearing families. London: Palgrave Macmillan. Preston, Paul. (1994). Mother Father Deaf: Living Between Sound and Silence. Cambridge, MA: Harvard University Press. | |
24.06.2021 18:00 Uhr | Frauke BALLER (klinische Psychologin und Psychologische Psychotherapeutin Hannover) |
Psychotherapie zu dritt! Therapie mit Hilfe von Sprachmittler*innen – wie geht das? Therapie mit Hilfe von Sprachmittler*innen – wie geht das? Sensible Themen besprechen, wenn noch eine dritte Person im Raum ist? Sich darauf verlassen, dass diese Person mich versteht und das Gesagte in meinem Sinne überträgt? Und was überträgt sich dabei noch alles – nonverbal? Die Psychologische Psychotherapeutin Frauke Baller kennt diese Gedanken nur zu gut, verfügt sie doch über einen reichen Erfahrungsschatz in der dolmetschergestützten Psychotherapie und versucht in Workshops und Schulungen Kolleg*innen und Sprachmittler*innen auf die gemeinsame Arbeit vorzubereiten und zu begeistern. Dabei greift sie immer auch auf die Forschungs- und Erfahrungsergebnisse zahlreicher Kolleg*innen und Translationswissenschaftler*innen zurück. An diesem Abend wird sie Ihnen von anfänglichen Hemmungen und Zweifeln, Konflikten und Grenzen, aber vor allem von mitunter komischen, lustigen, traurigen und auch ernsten Erlebnissen im Therapieprozess zu dritt berichten. | |
13.01.2020 17:30 Uhr | Ivana HAVELKA (Uni Wien) |
"Videovermitteltes Dolmetschen in Österreich – Quo vadis? Eine dolmetschwissenschaftliche Bestandsaufnahme des technikgestützten Dolmetschberufs" Der Einsatz von Technik zur Unterstützung und Wiedergabe der Dolmetschung hat ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht. Vorangetrieben wird die Digitialisierungswelle durch den erhöhten Bedarf an Sprachmittlung seitens der AuftraggeberInnen, besonders in der Justiz und dem Gesundheitswesen. Dolmetschende erleben mit der zunehmenden Digitalisierung ihres Berufes eine Vielzahl an Herausforderungen. Die technikbedingte Kommunikation erfordert nicht nur fortgeschrittene Dolmetschkompetenzen sondern auch angepasste Dolmetschstrategien im Sinne der raumübergreifenden Kommunikation. Anhand der dolmetschwissenschaftlichen Forschungsergebnisse aus dem Pilotprojekt „Videodolmetschen im Gesundheitswesen“ sowie einer aktuellen Umfrage zu Dolmetscheinsätzen mittels Videokonferenzanlagen in der Justiz wird eine Bestandsaufnahme des technikgestützten Dolmetschberufes in der Justiz und Gesundheitswesen skizziert. Folglich ist eine Reflexion der bisherigen Dolmetschkompetenzmodelle notwendig. Für eine strukturierte Gliederung der dolmetschrelevanten Medienkompetenz wird daher anhand des Europäischen Referenzrahmens für Digitale Kompetenzen ein Modell für Digitale Dolmetschkompetenzen vorgeschlagen. Schließlich wird im Rahmen der dolmetschrelevanten Medienkompetenz besonders auf den Aspekt des digitalen Wohlbefindens eingegangen (engl. digital wellbeing). | |
09.04.2019 18.30 Uhr | Julia DAHLVIK (FH Campus Wien) |
„Fragen Sie bitte den Asylwerber!“ – Ein soziologischer Blick auf das Dolmetschen im Asylverfahren Die aktuelle Forschung weiß, dass Dolmetscher*innen keine passiven ‚Sprachrohre‘ sind, sondern aktive Akteur*innen, die mehr tun als nur sprachlich zu vermitteln. Hier knüpft der Vortrag an, indem Handlungsmuster in Dolmetschinteraktionen im Kontext des Asylverfahrens untersucht werden. Ein soziologischer Zugang ermöglicht es, soziale Praktiken und Prozesse der durch die Anwesenheit und Tätigkeit der Dolmetscher*in entstehenden und modifizierten Interaktion zu analysieren. Zentrale Ergebnisse betreffen Machtasymmetrie und -verschiebungen durch Handlungsstrategien, situationale Ungewissheit sowie das Aushandeln der Rolle der Dolmetscherin in der Situation. Das Gestaltungspotenzial einer Dolmetscher*in wird zudem durch die Analyse aktiver Interventionen erforscht und in Zusammenhang mit Professionalität und Berufsethik diskutiert. Diese Ergebnisse werden durch die bislang untererforschte Perspektive der Entscheider*innen im Asylverfahren ergänzt. Methodisch stützt sich der Beitrag auf teilnehmende Beobachtung von Einvernahmen am ehem. Bundesasylamt und Verhandlungen am ehem. Asylgerichtshof sowie qualitative Interviews mit Dolmetscher*innen und Entscheider*innen. | |
05.11.2018 19.00 Uhr | Rafaela MERLINI (Universität Macerata) |
The seminar explores empathic behaviour in healthcare interpreting and its impact on relational dynamics in the turn-by-turn unfolding of real-life interactions. Data are initially looked at from different theoretical angles and hypotheses formulated as to the reasons and effects of the participants’ behaviours. Taken singly, each perspective is seen to yield a partial, and potentially misleading, reading of data. When combined together within the larger theoretical framework derived from research on empathy, descriptions are found to complement one another providing evidence of co-constructed and negotiated rapport. Methodologically, a trifocal research design will be proposed entailing: a close-up view at interactional cues of empathy; an intermediate view focusing on the mediator’s responses to a situational questionnaire; and a distance view of tested individual disposition towards empathy. While further confirming the by now widely documented phenomenon of interpreter agency, the discussion aims to raise a more general awareness, especially in trainees; namely, that what lies at the core of the multi-dimensional construct of empathy is a responsivity to others that enables each one of us to move beyond the reflected image of ourselves and truly “see” the other by entering her/his own world.
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16.04.2018 17.00 Uhr | Alev BULUT (Universität Istanbul) |
Community interpreting is the rendering of public/social services to those who need them but cannot have access to due to a language barrier. Emergency and Disaster Interpreting is the rendering of the same services under emergency and disaster contexts (including the emerging conflict and warzone contexts more and more). The organisation initiated in Turkey under the same name (ARÇ in short) after the 1999 earthquakes is unique in its own way having emerged out of our own experience to humbly set a model for the concept of organising interpreting volunteers in emergencies. The seminar will both present the brief history and the present activities of ARÇ (interpreting services provided for foreign search and rescue and relief teams within the frame of international assistance) and touch upon the emerging community interpreting situations after the influx of Syrian refugees as of 2012 necessitating new initiatives and staff interpreter positions. | |
08.03.2018 18.30 Uhr | Moira INGHILLERI (University of Massachusetts Amherst, USA) |
The Art of Interpreting Trauma Moira Inghilleri, Associate Professor an der University of Massachusetts Amherst forscht auf den Gebieten Translation und Migration, Translationssoziologie,Translationsethik sowie Translation in Kriegsgebieten. In ihrem Vortrag, der im Rahmen des Fullbright Specialist Program stattfindet, spricht sie über die „Kunst“ des Übersetzens und Dolmetschens für traumatisierte Personen und die Erfahrungen der TranslatorInnen in diesem Kontext.
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23.11.2017 18.30 Uhr | Mascha DABIĆ (Universitären Innsbruck und Wien) |
Reibungsverluste: Lesung und Gespräch Mascha Dabić wurde in Sarajevo geboren. Sie lehrt und forscht an den Universitäten Innsbruck und Wien, dolmetscht im Asyl- und Konferenzbereich und übersetzt Literatur aus dem Balkanraum. In ihrem Debütroman Reibungsverluste erzählt sie aus der Sicht einer Dolmetscherin von den Herausforderungen des Dolmetschens für traumatisierte Flüchtlinge und PsychotherapeutInnen. | |
01.06.2017 18.30 Uhr | Matthias MONREAL (Gründer von interprAID – The Community Interpreting Platform) |
Kommunaldolmetschen als Social Business. Über Technologie, Marktzugang und Skalierbarkeit von Wirkung Matthias Monreal, Gründer von interprAID – The Community Interpreting Platform, spricht über die Motivation zur Gründung der ersten Online Plattform für Kommunaldolmetschen. | |
24.04.2017 18.30 Uhr | Rebecca TIPTON (Centre for Translation and Intercultural Studies (CTIS), University of Manchester) |
Public Service Interpreting and Social Contracts: paradoxes and challenges in language service provision Changes to the organization of interpreter provisions in the justice system in England and Wales and their perceived failure have raised questions about the nature of contracts in public service interpreting, and the social and political contexts in which they emerge. My talk focuses on the range of contracts between states and populations of limited language proficient speakers at macro, meso and micro levels in order to unpack the ideological and practical issues that can impact on their development and implementation. Drawing on theories of social contractarianism, which have served to examine the relationship between established professions such as medicine and healthcare, the state and the general public, I explore the evolution of the interpreting profession and examine the wider issues of social justice arising from the exclusion of certain groups from the point at which the principles of justice are designed (following Nussbaum 2007). Finally, I consider the problem of the contractual relation at organizational level between service users and interpreters. Referring to a recent case study in which assumptions about the relative stability of the contractual relation within a single assignment and across a series of assignments involving the same service user are challenged to some extent, I suggest scope for considering both a needs-led and outcomes-led approach to interpreter-mediated service delivery. Reference Nussbaum, Martha. 2007. Frontiers of Justice: Disability, Nationality, Species Membership. Cambridge, MA and London: Belknap Press.
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19.01.2017 18.30 Uhr | Sabine BRAUN (University of Surrey) |
Videodolmetschen und AVIDICUS Sabine Braun ist Leiterin des Centre for Translation Studies an der University of Surrey. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in neuen Methoden und Modalitäten der Translation, insbesondere im Bereich Videodolmetschen und Audiodeskription. In ihrem Vortrag stellt Sabine Braun mit AVIDICUS von ihr geleitete multinationale Projekte zum Einsatz von Videodolmetschen im Bereich der Justiz vor und präsentiert Forschungsergebnisse zu technologisch vermittelter Translation. | |
29.11.2016 | Elisabet TISELIUS (Stockholm University) |
Communicating with low-Swedish proficiency families in schools and hospitals In Schweden sehen gesetzliche Bestimmungen den Einsatz von DolmetscherInnen bei der Kommunikation mit PatientInnen implizit vor, ebenso gilt Schweden als Vorreiterland bei der bildungspolitischen Verankerung des muttersprachlichen Unterrichts für Kinder, deren Muttersprache nicht Schwedisch ist. Dennoch werden in vielen Kommunikationssituationen in Krankenhäusern und Schulen keine ausgebildeten DolmetscherInnen herangezogen, sondern es dolmetschen Kinder, andere Familienmitglieder, Krankenschwestern/-pfleger oder LehrerInnen. In Ihrem Vortrag spricht Elisabet Tiselius vom Institut für Translationswissenschaft der Universität Stockholm über zwei Forschungsprojekte zur Kommunikation mit Familien mit geringen Schwedischkenntnissen in Schulen und Krankenhäusern. Sie berichtet über erste Ergebnisse dieser Projekte und diskutiert die ökonomischen und systembedingten Gründe für den Einsatz von nichtausgebildeten DolmetscherInnen oder den Verzicht auf DolmetscherInnen. Der Vortrag findet auf Englisch statt und wird von ITAT-Studierenden zu Übungszwecken gedolmetscht. | |
10.11.2016 18.30 Uhr | Jan Cambridge (Dolmetscherin, Übersetzerin, Trainerin; Großbritannien) |
Public Service Interpreting in Großbritannien aus berufspraktischer Perspektive Jan Cambridge (GB) ist praktizierende Dolmetscherin und leitet seit Jahren Aus- und Weiterbildungen für DolmetscherInnen im kommunalen Bereich (in Großbritannien als Public Service Interpreters bezeichnet). Sie ist Mitglied des britischen Institute of Linguists, das in Großbritannien Ausbildungen und Zertifizierungen für den Bereich des Kommunaldolmetschens anbietet, und ist auch im britischen National Register for Public Service Interpreters eingetragen. Ihr Doktorat hat sie an der University of Warwick im Bereich Gesundheitswissenschaften abgeschlossen (Titel ihrer Dissertation: “Interpreter Output in Talking Therapy. Towards a Methodology for Good Practice”). In ihrem Beitrag wird sie auf die Praxis des Public Service Interpreting in Großbritannien eingehen | |
19.04.2016 17:00 Uhr | Masomah REGL (Absolventin des Institutes für Translationswissenschaft) |
Migrationshintergrund im Vordergrund Die in Afghanistan geborene Masomah Regl, Absolventin des Institutes für Translationswissenschaft, erzählt über ihre Kindheit in Afghanistan, über ihr Leben in Österreich und über den massiven Mangel an interkulturellem Verständnis in der Gesellschaft. | |
17.03.2016 18:30 Uhr | Wolfgang BENEDEK (Karl-Franzens-Universität Graz) |
Völkerrechtliche und europarechtliche Fragen der Flüchtlingsproblematik | |
10.12.2015 18.30 Uhr | Martina RIENZNER (Universität Wien) |
„Die können nicht jeden nehmen. Vertrauen spielt eine große Rolle“: Dolmetscher_innen im Asylverfahren. Asylverfahren sind, wie sie beispielsweise Jacquemet (2013, 207) beschreibt, von einer „culture of distrust“ geprägt. Misstraut wird dabei nicht nur den Angaben der Antragsteller_innen, sondern oft auch den eingesetzten Dolmetscher_innen. Vor allem dann, wenn diese aus denselben Herkunftsregionen kommen, wie die Asylwerber_innen für die sie dolmetschen, wird befürchtet, dass ihre Loyalität nicht der Institution, sondern den Asylwerber_innen gehört. | |
21.10.2015 18.30 Uhr | Annika BERGUNDE (UNHCR Österreich) |
UNHCR Österreich und Projekte zur Qualitätssicherung Das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR ist weltweit für den internationalen Schutz von Flüchtlingen zuständig und hat seit seiner Gründung 1951 ein Büro in Österreich. Eine wesentliche Aufgabe des Büros ist die Sicherstellung fairer Asylverfahren. Das 2014 durchgeführte Projekt „Qualitätsvolles Dolmetschen im Asylverfahren – QUADA“ konnte hierzu einen wesentlichen Beitrag leisten. Im Vortrag soll vor allem auf Aspekte und Maßnahmen zur Qualitätssicherung und -steigerung von Dolmetscheinsätzen im Asylverfahren eingegangen werden. | |
18.06.2015 18.30 Uhr | Bernd MEYER (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) |
Diskursanalyse trifft Korpuslinguistik: Die „Community Interpreting Database“ In dem Vortrag werden die Möglichkeiten der Verwendung von Korpustechnologien in der Dolmetschwissenschaft diskutiert. Am Beispiel der „Community Interpreting Database“, einer Datensammlung zum Kommunaldolmetschen, geht es um die nachhaltige Speicherung und Verfügbarkeit von Gesprächstranskriptionen sowie um ihre computergestützte Auswertung. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich Korpustechnologien auf die Grundlagenforschung in der Dolmetschwissenschaft auswirken. | |
22.04.2015 18.30 Uhr | Emanuel MATTI (Wirtschaftsuniversität Wien) |
Die Rechtsstellung von DolmetscherInnen im Asyl- und Verwaltungsverfahren Im Vortrag soll dargestellt werden, unter welchen Voraussetzungen Behörden und Verwaltungsgerichte DolmetscherInnen beizuziehen haben. Aus Sicht der betroffenen Verfahrensparteien wird das Recht auf Beigabe eines Dolmetschers und die damit verbundenen Verfahrensgarantien beleuchtet. Daran anknüpfend stellen sich Fragen der Rechtsstellung von amtlichen und nichtamtlichen DolmetscherInnen. Dies betrifft Aspekte der Befangenheit und der Haftung. This guest lecture will be presented bilingually in English and International Sign. |
I: Vorträge 2002 bis 2003
27.05.2002 Ao. Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Katschnig-Fasch (Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie an der Karl-Franzens-Universität Graz) Forschungsprojekt zum Elend der Welt in Graz |
21.06.2002 Sebnem Bahadir, M.A. (Bogaziçi University Istanbul, School of Foreign Languages, Department of Translation and Interpreting) „Multiple Identitäten“ – Wer oder was ist eine Türkin? Möglichkeiten und Grenzen des Kulturmittelns |
21.10.2002 Ingrid Egger & Mag. Uta Wedam (Verein ZEBRA) „Über-Setzen“ – Sprach- und Kulturmittlung im therapeutischen Kontext |
28.10.2002 Dr. Anne-Marie Miörner-Wagner & Margareta Brigitzer (Verein OMEGA) Krisenintervention und Arbeit mit traumatisierten Flüchtlingen |
18.11.2002 Jaqueline Eddaoudi (Studentin am Institut für Translationswissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz) Dolmetschen im medizinischen Bereich für arabische Musliminnen |
25.11.2002 Dr. Emir Kuljuh (Verein OMEGA) & Dr. Anne-Marie Reissinger (Eltern-Kind-Beratungsstelle der Stadt Graz) Kinder als DolmetscherInnen im medizinischen, sozialen und therapeutischen Bereich |
02.12.2002 Dr. Gerald Ressi (Verein OMEGA) & Christina Anderwald (Marienambulanz Graz) Medizinische Betreuung von MigrantInnen unter Einsatz von DolmetscherInnen |
20.01.2003 Daniela Stöcklmair (Verein ZEBRA) & Thomas Becker (Caritas Graz) Rechtliche Betreuung von AsylwerberInnen |
27.01.2003 Dr. Nuray Richter-Kanik & Mag. Samira Suljanovic (ISOP) Betreuung von MigrantInnen im Schulbereich: Spezifische Anforderungen an DolmetscherInnen |
17.03.2003 ReferentInnen des Arbeitskreises Migrantinnen Graz & des Vereins DANAIDA Migrantinnen in Graz – Frauenspezifische Anforderungen an Dolmetscherinnen bei Beratung, Begleitung und Betreuung |
Kontakt
| +43 316 380 - 2671 Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft |
| +43 316 380 - 2678 Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft Dienstag 17.15-18.15 Uhr (nur nach schriftlicher Voranmeldung!) https://translationswissenschaft.uni-graz.at/de/ |
Arbeitsgruppe Sprach- und Translationsdidaktik
Die Arbeitsgruppe Sprach- und Translationsdidaktik ist eine Plattform für die am Institut tätigen Lehrenden, die an der (Weiter-)entwicklung von speziell auf die Ausbildung von Translator:innen zugeschnittenen didaktischen Konzepten interessiert sind. Bei den regelmäßigen Treffen werden einerseits didaktische Konzepte präsentiert und diskutiert, anderseits steht die wissenschaftliche Reflexion und Evaluation von translationsrelevanter Sprach- und Translationsdidaktik im Fokus.
In den letzten Jahren wurden regelmäßig Sammelbände herausgegeben, um die Ergebnisse der insbesondere auf Basis von Action Research durchgeführten Studien auch anderen Kolleg:innen zugänglich zu machen.
Kontakt
Mag.phil. Dr.phil. Agnes Grond
+43 316 380 - 2672
Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft
Arbeitsgruppe Translationskonzepte
Seit Wintersemester 2017 treffen sich Wissenschaftler:inner der Universität Graz regelmäßig, um den Begriff der Translation aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven zu diskutieren und seine Produktivität in divergierenden Kontexten zu hinterfragen. Ausgehend von eigenen Forschungsprojekten, u.a. Dissertationen und Habilitationen, in denen Translationsbegriffe einen zentralen epistemischen Ausgangs- bzw. Knotenpunkt darstellen, geht das Diskussionsforum Konzeptionen und Lesearten des Begriffs in unterschiedlichen wissenschaftlichen Felder, aber auch Gebrauchszusammenhängen in der Alltagspraxis nach.
Im Vordergrund steht die Betrachtung des Wandels des Konzeptes sowohl in der Translationswissenschaft als auch sein Import, seine Ausdehnung und seine mitunter metaphorische Verwendung in anderen Disziplinen wie der Soziologie, der Kulturanthropologie, den Kulturwissenschaften oder den Philologien, um nur einige zu nennen. Die bislang diskutierten Texte reichen von Michel Callon über Talal Assad und Judith Butler bis zu Boris Buden und Theo Hermans.