Mit großer Betroffenheit nehmen wir Abschied von Barbara Frischmuth (1941–2025), einer der bedeutendsten österreichischen Schriftstellerinnen der Gegenwart. Sie war nicht nur eine prägende literarische Stimme der „Grazer Gruppe“ rund um das „Forum Stadtpark“ und der Zeitschrift „manuskripte“, sondern auch eine Alumna unseres Instituts.
Frischmuth studierte zwischen 1959 und 1964 am damaligen Institut die Sprachen Ungarisch und Türkisch – ein Studium, das ihre spätere schriftstellerische Auseinandersetzung mit Mehrsprachigkeit, kulturellen Grenzräumen und Identitätsfragen entscheidend mitprägte.
Ihr literarisches Werk ist geprägt von Neugier, Weltoffenheit und sprachlicher Sensibilität – Werte, die auch am ITAT gelebt werden. Wir gedenken ihrer mit Dankbarkeit und Hochachtung.
Zitate aus Gesprächen mit Barbara Frischmuth
Über das Lernen fremder Sprachen:
„Diese Unterschiede machen es lustig, eine fremde Sprache zu lernen; im Deutschen müssen wir das Gefühl oder den Zustand eben umschreiben. Sich an diese Ränder zu tasten, ist ein spannendes Unterfangen.“
Quelle: Interview mit Barbara Frischmuth, "Das Schreiben ist eine Sucht!", Die Presse, 11. Juni 2011.
Über die Bedeutung des Sprachstudiums:
„Ich habe sehr sehr viel über Sprache und Philosophie gelernt, indem ich Ungarisch und Türkisch studiert habe. Da tun sich so viele Aporien auf: Warum versteht man einander nicht, warum empfindet man sich als fremd, warum haben andere Kulturen andere Erfahrungen und Erfindungen? In der Sprache wird man fündig.“
Über die Präzision von Verben:
„Das Türkische hat unendlich präzisere Verbformen für Schnelligkeit, Dauer, Vermutung oder Tatsächlichkeit. Im Deutschen fehlt das Gefühl dafür, man muss es umschreiben.“
Quelle: Interview mit Barbara Frischmuth, geführt von Cornelia Stahl, "Ich hab immer versucht, meinen eigenen Weg zu gehen", LitGes, 20. August 2019.
Über den Einfluss des Sprachstudiums auf ihre literarische Arbeit:
„Was Sprache kann. Das war für mich ein wichtiger Aspekt, als ich Sprachen (Türkisch, Ungarisch) studierte. Es geht um den Vergleich unterschiedlicher Grammatiken und um die Ambiguität der Sprache.“
Quelle: Interview mit Barbara Frischmuth, geführt von Cornelia Stahl, "Ich hab immer versucht, meinen eigenen Weg zu gehen", LitGes, 20. August 2019.