Berichte von AbsolventInnen
Julia Neuper
Würde ich es wieder tun? Igen!
Als ich am ITAT Ungarisch als C-Sprache studierte, war dies noch ohne jegliche Vorkenntnisse möglich. Der Studienplan sah vor, dass man innerhalb von zwei Semestern Maturaniveau erreichen sollte. Danach wurde mit dem Übersetzen und später auch Dolmetschen begonnen. Obwohl dies aus heutiger Sicht hoffnungslos unrealistisch, die Ausbildungsbedingungen alles andere als ideal waren und vor allem die Konferenzdolmetscherausbildung noch in den Kinderschuhen steckte, bin ich heute froh über meine damalige Entscheidung.
Das Erlernen der ungarischen Sprache - eine große Herausforderung - hat mir eine neue Welt vor meiner Haustüre eröffnet, die ich in dieser Form sonst nie kennen gelernt hätte. Ich habe durch diese außergewöhnliche Sprache in unserem wunderbaren Nachbarland und auf der ganzen Welt viele Kontakte geknüpft, Freunde gewonnen und unvergessliche Erinnerungen gesammelt. Ich habe viele wunderschöne Tage in Ungarn verbracht und konnte dort auch ein postgraduales Masterstudium für Konferenzdolmetschen absolvieren. Dieses ermöglichte es mir, den EU-Akkreditierungstest für freiberufliche DolmetscherInnen zu bestehen.
Derzeit arbeite ich in Wien als fest angestellte Übersetzerin und Dolmetscherin im öffentlichen Dienst und kann als solche auch immer wieder meine Ungarischkenntnisse anwenden. An meine Studienzeit in Graz – der für mich idealen Studentenstadt – denke ich sehr gerne zurück, wie auch an einige Glanzlichter des Ungarisch-Lehrgangs, z.B. eine sehr nette Exkursion nach Westungarn. Wir waren eine kleine Gruppe und wurden von unseren beiden Vortragenden einfach in deren Autos gepackt und einen Tag von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit chauffiert. Sprachunterricht zum Angreifen…
Würde ich es wieder tun? Ja! Aber ich würde von Anfang an jede freie Minute in Ungarn verbringen, das umfangreiche Angebot an Sommerunis und Kursen (und die dafür zur Verfügung stehenden Stipendien) nützen und möglichst früh in der Ausbildung auf einem Auslandssemester in Ungarn bestehen (das zu meiner Zeit noch nicht möglich war).
Kurz: Ungarisch erfordert mitunter vor allem am Anfang mehr Aufwand und Durchhaltevermögen als andere Sprachen. Das Erlebnis, wie sich einem nach und nach die Logik und Schönheit dieser einzigartigen Sprache eröffnet, wird aber alle passionierten Sprachenlerner begeistern. Ungarisch öffnet Herzen und mitunter auch Türen. Nicht zuletzt zur EU, wo es in der Deutschen Kabine angeblich nach wie vor Bedarfssprache ist (allerdings als eine von drei C-Sprachen!).
Bence Toth

Zu meiner Vorgeschichte: Ich war ca. 10 Jahre alt als es mich (ohne Sprachkenntnisse) in die damalige DDR verschlagen hat. Nach 1,5 Jahren konnte ich mich bereits als Zweisprachiger (Ungarisch-Deutsch) behaupten, später kam noch (u.a. im Gymnasium, aber vor allem dank des Fernsehers) Englisch hinzu. Nach der Matura habe ich als Englisch-Dolmetscher im „New Store Opening Team“ einer Hypermarkt-Firma in Ungarn gearbeitet. Mit 6 Jahren Arbeitserfahrung hinter mir, bin ich dann nach Österreich gekommen. In Graz habe ich zuerst Psychologie studiert, dann aus praktischen Gründen zum Dolmetschen gewechselt.
Dank meiner Vorkenntnisse verlief das Studium relativ einfach. Ich habe mich fürs Konferenzdolmetschen entschieden um meine Kompetenzen zu verbessern und auch wissenschaftlich zu etablieren. Meinen Auslandssemester habe ich an der University of Minnesota verbracht, was natürlich sehr spaßig war. Der eigentlich interessante Teil des Studiums waren die letzten 2 Jahre, wo wir intensiv in der Kabine gedolmetscht haben.
Nach den fachlichen Abschlussprüfungen war ich – auch aufgrund meiner Noten – sehr motiviert und optimistisch. Nach ersten kleinen Erfolgen als Freelancer wurde ich jedoch wegen der allgemeinen Berufssituation schnell enttäuscht, da es ziemlich lange gedauert hat bis ich einen Job gefunden habe, wofür ich auch nach Wien übersiedeln musste. Hier habe ich in der Börse für ein Finanzunternehmen Marktberichte und Analysen übersetzt, bis nach 2 Jahren das Büro geschlossen wurde. Nun arbeite ich als Produktmanager (für den technischen Vertrieb von CAT Tools) bei der Kaleidoscope GmbH, und bin auch Tätig bei der Eurocom, Österreichs größtem Sprachdienstleister. Ich habe mich auch in Brüssel versucht. Hatte vor Ort eine Dolmetschprüfung zwar sehr gut gemeistert, die Anforderungen waren/sind aber extrem hoch.
Fazit: Das Studium in Graz fand ich sehr angenehm, abgesehen von der Diplomarbeit und den (meiner Meinung nach übertriebenen) theoretischen Anforderungen. Viel Geduld ist dann auch beim Berufseinstieg nötig. Ich fühle mich jedoch glücklich in meiner derzeitigen Situation (wenn ich auch das Dolmetschen vermisse), dafür mussten wir (mittlerweile Familie mit Kleinkind) aber viel in Kauf nehmen, immer flexibel und überall engagiert sein.
Was ich empfehlen kann, ist nach dem, oder bereits während des Studiums ein zweites Standbein aufzubauen (z.B. Teilzeitjob: Unterrichten, Zweitstudium etc.).
Iris Winkelbauer-Hölzl

Absolventin der Übersetzer- und Dolmetscherausbildung für die Sprachen Englisch und Ungarsich an der Karl-Franzens-Universität Graz (Studienabschluss: Herbst 2001)
dzt.: Verkaufsleitung in der US-Filiale eines öst. Normalienherstellers
Berufliche Laufbahn:
Nach einzelnen Engagements als freiberufliche Übersetzerin und diversen Sommer- und Teilzeitjobs stieg ich gegen Ende meines Studiums im Sommer 2001 voll ins Berufsleben ein, und zwar – nicht zuletzt aufgrund meiner Sprachkenntnisse – als Flugbegleiterin. Abgesehen von sonstigen Annehmlichkeiten (wie etwa zahlreichen Fernreisen) genoss ich eine gute Bezahlung und verhältnismaessig viel Freizeit. Ich konnte also nebenbei meine Diplomarbeit fertigstellen und im Herbst 2001 mein Studium erfolgreich abschliessen.
Ich beschloss, mir noch ein bisschen die Welt anzuschauen und ging erst im März 2002 wieder auf Jobsuche. Letztlich wollte ich doch in meinem erlernten Beruf tätig sein und hoffte auf eine fixe Anstellung als Übersetzerin. In Österreich gibt es jedoch nur wenige Firmen mit eigener Übersetzungsabteilung, was es gerade für Berufsanfänger schwer macht. Ich bewarb mich also auch auf Inserate, wo nach sprachkundigen Sekretärinnen gesucht wurde und landete letztendlich an der Rezeption eines Softwareherstellers im Bereich Lagerlogistik. Auf den ersten Blick erschien mir das nicht als Beginn einer grossen Karriere, ich nahm die Stelle (Anfangsgehalt: ATS 15 000) dennoch an, u.a. in der Hoffnung, dass sich innerhalb der Firma eine Aufstiegsmöglichkeit ergeben wuerde.
Die Arbeit als Empfangssekretärin hatte tatsächlich nicht viel mit Übersetzen zu tun, aber nachdem ich jedem in der Firma, der es hören oder auch nicht hören wollte, erzählte, dass ich Englisch und Ungarisch konnte, wurde meinen Fremdsprachkenntnisse (die sich inzwischen um den Fachbereich Lagerlogistik erweitert hatten) immer wieder in Anspruch genommen, bis ich schliesslich fix in ein Projekt in Ungarn involviert war. Ausserdem wechselte ich nach einem Jahr in die Dokumentationsabteilung derselben Firma. Ich wurde also technische Redakteurin und übersetzte/dolmetschte nebenbei für div. Ungarn-Projekte, fertigte ab und zu auch Übersetzungen ins Englische an.
Nach insgesamt 3 ½ Jahren im Lagerlogistikbereich nahm ich mir eine 10-wöchige Auszeit in New York, wo ich liebend gerne länger geblieben wäre, jedoch mangels des passenden Visums und damit auch mangels Arbeitserlaubnis nicht bleiben konnte. Ich folgte also meinem späteren Ehemann, der gerade eine Stelle in Westösterreich angenommen hatte. Mit Hilfe einer Personalvermittlungsagentur fand ich dort sehr schnell auch selbst einen passenden Job, nämlich im Verkaufsinnendienst einer Firma, die genormte Platten und Kleinteile für Spritzgussformen herstellt. Die gewünschte Kombination aus Ungarisch-, Russisch- und Tschechischkenntnissen konnte ich zwar nicht anbieten (wer kann das schon?), aber zumindest die ungarischen Kunden konnte ich erfolgreich betreuen. Und siehe da, der Umsatz ging steil nach oben, in Folge dessen viele weitere sprachkundige Mitarbeiter eingestellt und mehrere „Ostmärkte“ erobert wurden. Sehr schnell stieg damit auch der Übersetzungbedarf im Unternehmen an, was letztlich dazu führte, dass ich nach einer 5-monatigen Auszeit aufgrund der Geburt meiner Tochter ab Juli 2009 halbtags als Übersetzungskoordinatorin tätig wurde.
Im Jahr 2011 entschied sich dann meine Firma erste Auslandsfilialen zu eröffnen und entsandte mich in eine davon. Derzeit lebe und arbeite ich also im Herzen von North Carolina, leite dort eine Verkaufsfiliale.
Kontakt
Fachbereich Ungarisch Edina Dragaschnig M. A.
Sprechstunde:
Donnerstag 13:30-14:30