Team: Motivationen
Hier sprechen unsere MitarbeiterInnen über sich selbst, ihre Spezialgebiete und Präferenzen:
Mag. Harald Fleischmann
Warum ich Übersetzer und Dolmetscher wurde? Dieser Beruf erfordert, so will mir scheinen, Distanz und Nähe. Distanz zu vorschnellen Urteilen, ja manchmal zu jedwedem Urteil über "das Fremde" oder "das Andere". Anstatt das, was jenseits des Horizonts liegt, zu etikettieren, zu schubladisieren und zu eigenen Zwecken zu instrumentalisieren, lässt man dieses in seinem eigenen Recht bestehen und sich selbst darauf ein. Fremdes wird vertraut, das Eigene, gedeutet mit den Mitteln der Grammatik einer fremden Kultur, offenbart neue Bedeutungen. Und Nähe? Nähe als Fähigkeit und Möglichkeit der Identifikation mit dem, was an und für sich jenseits der eigenen Person liegt (ein bisschen wie bei einem Schauspieler).
Warum Russland? Weil es zu der Zeit, als ich mich damit zu beschäftigen begann, noch viel fremder als heute und geographisch dabei nicht weit entfernt war, und der Zufall mich schöne Jahre in Russland (und in der Ukraine) verbringen ließ.
Und noch eines ist im Laufe der Zeit als Dolmetscher, Übersetzer und Lehrer (aber auch in anderen Berufen wie Diplomat oder Firmenrepräsentant) klar geworden: "Sprachmittlung" bedeutet nicht, in der jeweils anderen Sprache "Gleiches" zu produzieren (wäre das wirklich möglich, wäre unser Beruf überflüssig). Es geht darum, Sinn zu stiften, und damit die menschlichen Möglichkeiten zu erweitern.