Historischer Ethos und Kommunikation. Reflektionen zur kritischen Theorie aus den Amerikas im Lichte von Translationsbegriffen
Wie kann eine gewisse kulturelle Determiniertheit der menschlichen, insbesondere produktiven und konsumtiven Praxis begriffen werden, ohne in ethnologisierende oder gar biologistische Festschreibungen der menschlichen Subjekte in ihrer jeweiligen alltäglichen Reproduktionsform zu verfallen? Findet sich ein passendes Bild für dieses Wechselspiel von Freiheit und Tradition, von Individualität und – historisch-geographisch bestimmter – Kollektivität, in der menschlichen Sprache und ihren unzähligen Sprechakten und Übersetzungsformen? Die Theorie des vierfachen historischen Ethos der kapitalistischen Moderne, die ein zentraler Aspekt der kritischen Theorie aus den Amerikas ist, soll in diesem Sinne und im Kontext translationswissenschaftlicher Diskussionen befragt werden.
Stefan Gandler ist Universitätsprofessor für Gesellschaftstheorie und Philosophie an der Universidad Autónoma de Querétaro/Universidad Nacional Autónoma de México. Zudem hatte er Gastprofessuren an der University of California Santa Cruz und an der Tulane University, New Orleans inne. Anhand seiner Auseinandersetzung mit einer „kritischen Theorie aus den Amerikas“ lotet er Möglichkeiten zur Überwindung eurozentrischer Beschränkungen der Frankfurter Schule aus. Er ist unter anderem Autor von Frankfurter Fragmente (Frankfurt 2013), Fragmentos de Frankfurt (México 2009/2011/2014), Materialismus und Messianismus (Bielefeld 2008), Marxismo crítico en México (México 2007/2009/2015), Teoría crítica: imposible resignarse (México 2016) and Teoría crítica desde las Américas (México 2021).