Forschung
Dolmetschwissenschaftliche Forschung
Die dolmetschwissenschaftliche Forschung stellt einen zentralen Bereich der wissenschaftlichen Tätigkeit der AG Gebärdensprache dar. Im Vordergrund der Forschung steht die komplexe Interaktionssituation aller im Dolmetschprozess beteiligten AkteurInnen in ihrem sozialen und kulturellen Kontext. Vor diesem Hintergrund werden u. a. folgende Forschungsfragen behandelt: Funktion und Rolle der involvierten AkteurInnen und Institutionen, berufssoziologische Fragen und die Konstruktion von Qualität in Theorie und Praxis. Neben der sozialwissenschaftlich orientierten Analyse von Dolmetschhandlungen sind auch Fragen der Studienwahl, der Studienmotivation und des Studienverlaufs sowie vergleichende Untersuchungen zum Erwerb von Translationskompetenz in gesprochenen und gebärdeten Sprachen Teil der wissenschaftlichen Forschung.
Gebärdensprachlexikographie
Unter dem Schwerpunkt der Gebärdensprachlexikographie werden die wissenschaftliche Praxis der Erstellung von Wörterbüchern und die Wörterbuchforschung subsumiert. Im Rahmen dieses Schwerpunktes werden seit 2002 deskriptive zweisprachige elektronische Fachgebärdenwörterbücher für die ÖGS entwickelt, die sowohl an Gehörlose als auch an DolmetscherInnen und Studierende der ÖGS gerichtet sind. Die elektronischen Wörterbücher werden in der Reihe GTS-Lehre des Institutes veröffentlicht (Lexikon der IT-Grundbegriffe Deutsch-ÖGS 2003, Arbeit & Soziales 2005; Aus- und Weiterbildung 2007).
Der Publikation eines Fachwörterbuches liegt ein mehrjähriger komplexer Entwicklungsprozess zugrunde, der in Kooperation mit Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen wie u.a. TerminologiewissenschaftlerInnen und IT-ExpertInnen erfolgt. Fragestellungen im Bereich der Forschung umfassen u. a. den Aufbau von Gebärdensprachwörterbüchern (Makrostruktur, Mikrostruktur) im Vergleich zu Wörterbüchern geschriebener Sprachen, empirische Methoden bei der Wörterbucherstellung, den Status von Gebärdensprachlexemen, Gebärdenvarianten, Ikonizität, Entlehnungen aus dem Deutschen u. v. m.
Gebärdensprachdidaktik
Aufgrund des regelmäßigen Angebotes von ÖGS-Kursen für Studierende ebenso wie für Berufstätige nimmt auch die Gebärdensprachdidaktik einen wichtigen Platz ein. Da nach wie vor ein eklatanter Mangel an ÖGS-Lehr- und Lernmaterial herrscht, werden im Rahmen dieses Schwerpunktes u. a. multimediale Unterrichtsmaterialien und Lernumgebungen für ÖGS entwickelt, die z. T. für den Unterricht selbst, z. T. aber auch für das Selbststudium konzipiert sind. Einige dieser Projekte wurden in Kooperation mit Partnerinstitutionen, wie dem Zentrum für Gebärdensprache und Hörbehindertenkommunikation der Universität Klagenfurt und der FH Joanneum durchgeführt (SignIT).
Im Rahmen der lehr- und lerntheoretischen Didaktik werden Lehr- und Lernmodelle, die für gesprochene und geschriebene Sprachen entwickelt wurden, auf ihre Einsetzbarkeit im Gebärdensprachunterricht überprüft und spezifische Lehrpläne und Übungen für den Unterricht konzipiert.
Interdisziplinäre Forschung
Dieser Forschungsbereich beschäftigt sich mit Fragen der Partizipation Gehörloser in der Gesellschaft, insbesondere in der Weiterbildung und am Arbeitsmarkt. Dazu gehören u. a. die Entwicklung von Konzepten zur Weiterbildung gehörloser Erwachsener und das Angebot spezifischer kultursensitiver Programme für diese Zielgruppe. Aktuell wird die Situation gehörloser Frauen am Arbeitsmarkt erforscht (siehe Forschungsprojekte).
Kontakt
Fachbereich ÖGS Mag. Christian StalzerSprechstunde nach Vereinbarung