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Translation, Geschichte und Politik

Der Forschungsbereich Translation, Geschichte und Politik widmet sich der historischen Rekonstruktion und historisch hergeleiteten Interpretation translatorischer Praktiken, Translationspolitiken und Translationskultur. Sein Erkenntnissinteresse ist auf mehrere Grundannahmen zurückzuführen: In starker Hinwendung zur kultur- und sozialwissenschaftlichen Translationsforschung, die am Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft eine lange Tradition aufweist, wird – erstens – davon ausgegangen, dass Translation mit ihren zahlreichen Realisierungsformen in der Konstruktion von Kultur und im gesellschaftlichen Wandel eine zentrale Stellung einnimmt. Forschungsfragen nehmen sowohl die in den Translationsprozess involvierten Akteur*innen in den Blick, die als konstruierende und konstruierte Subjekte konzeptualisiert werden, als auch translatorische Impulse, welche zur Änderung ökonomischer, politischer, religiöser oder sozialer Machtverhältnisse führen. Dabei wird – zweitens – angenommen, dass diese gesellschaftspolitischen Spannungsfelder transkulturelle Dimensionen aufweisen, deren Wirkungskraft bis in einzelne Übersetzungsgeschehen hineinreicht. Von Interesse sind dabei Fragen danach, wie Translation gesteuert wird, wie diese Steuerungsfaktoren zur Grenzziehung zwischen Translation und anderen transkulturellen Praktiken beitragen, aber auch wie historisch geprägte Translationskulturen zwischen variierenden ökonomischen, politischen, religiösen oder sozialen Anliegen und Machtansprüchen einem ständigen Wandel unterliegen. Die dritte Annahme geht davon aus, dass Translation ein geeignetes methodologisch-theoretisches Prisma für eine einschlägige allgemeine Historiographie darstellt. Dieser Zugang verbindet die Geschichte der Translation mit einer Translationsgeschichte, einer transnationalen, transkulturellen und multilingualen Geschichtsschreibung. Die vierte Annahme besteht darin, dass die Rekonstruktion historischer Praktiken das Potenzial aufweist, zur stärkeren Historisierung der Translationswissenschaft beizutragen und gleichzeitig den Blick auf aktuelle Entwicklungen von Translationspolitiken und deren Auswirkungen zu eröffnen. In Frage gestellt wird also die vermeintliche Unschuld der Translation aus disziplinär-historischer Perspektive. Ein Ziel besteht somit in der kritischen Aufarbeitung der eigenen disziplinären Entwicklungen genauso wie der Forschung zur Entwicklung von Translationskonzepten in anderen wissenschaftlichen, aber auch gesellschaftlichen Kontexten.

 

Das Erkenntnisinteresse des Forschungsbereichs richtet sich damit unter anderem auf

  • Translationskultur als Konzept zur Durchleuchtung historischer Ereignisse
  • Translation als historisch relevante Dimension des sozialen Wandels
  • Unterschiedliche Translationsformen und Translationspolitiken in Zeiten sozialer, politischer, kultureller Umbrüche (Translation und Krieg, Translation in Revolutions- und Befreiungsbewegungen oder Translation als Missionierungspraktik)
  • translatorische Praktiken und die politische Bedeutung von Translation in kolonialen, post- und neokolonialen Machtbeziehungen
  • Translation als Praktik der Erinnerungskultur
  • Translation als historisch komplexe Praktik der transnationalen Wissensgestaltung und -transformation
  • Translationsgeschichte als Disziplingeschichte und Reflexion über Translationskonzepte

 

Das Team des Forschungsbereichs ist aktiv am internationalen, interdisziplinär ausgerichteten Netzwerk History and Translation Network beteiligt, das das Ziel verfolgt, die translationshistorische Forschung stärker mit den allgemeinen Geschichtswissenschaften zu verknüpfen. Die Organisation einschlägiger Veranstaltungen, insbesondere der internationalen Sommerschule Translation in History – History in Translation, ist ein wichtiger Teil des Engagements, das auch zur translationswissenschaftlichen und -historischen Nachwuchsförderung an der Universität beiträgt.

 

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